DIGGING UP PATRIARCHY (2020)
Archäologische Geschlechterforschung, oder Genderarchäologie ist neben Siedlungs- oder Umweltarchäologie ein relativ junges Spezialgebiet der Archäologie zur Genderforschung. Gegenstände der Geschlechterarchäologie sind die unter-schiedlichen Rollen, Verhaltensweisen, Aufgaben und Eigenschaften von Frauen, Männern und weiteren Geschlechtern in den Gesellschaften der schriftlosen Vergangenheit. Zudem werden unterschiedliche Geschlechterkonzepte und -ideologien vorgeschichtlicher Gesellschaften erforscht. In der öffentlichen Debatte wie auch in weiten Teilen der archäologischen Forschung dominiert ein Bild, wonach in der Urgeschichte sämtliche Führungspositionen von Männern besetzt gewesen seien. Das Patriarchat scheint so alt wie die Menschheit zu sein. Aus den archäo-logischen Befunden selbst lässt sich das aber gar nicht ableiten. Schaut man sich archäologische Deutungen an, scheint es eher, als würden tradierte Geschlechter-stereotypen und aktuelle Diskurse über Macht, Schönheit und Oberschichtsfrauen in die Urgeschichte zurückprojiziert. Warum wird diesem Hügel wenig Bedeutung geschenkt, wie kann man das Einschreiben von Menschen, Taten und deren Erinnerungen in Landschaften sichtbar machen? Wie verweben sich eigene und Landesgeschichte ineinander? Wo fängt Forschungsgeschichte an und wo beginnt die Landschaft? Es entstanden Fotos, wo ich mich als Ausgräber, als Forscher ähnlich Mannfeld in einer anderen Zeit inszeniere. Zeitliche Grenzen verfliessen ineinander. Es lohnt sich daher, genauer hinzuschauen, was die archäologischen Befunde über das Verhältnis von Männern und Frauen aussagen – und was nicht. Eine wirksame Strategie ist es, den alten Stereotypen neue Frauenbilder entgegenzusetzen. Das ist produktiv, denn die so erzeugten Irritationen nehmen den alten Geschlechterklischees ihre vermeintliche Selbstverständlichkeit und eröffnen neue Denkräume. Für mich war es wichtig mich als Frau diesem Berg, dieser Forschungsgeschichte eines Grafen Mannfeld zu nähern, diese Rolle nachzustellen und in klischeehaften Anspielungen trotzdem meine eigene Geschichte zu schreiben, mein Bild zu werfen. Fernab einer kolonialen männlich dominierten Forschung wie man sie vielerorts kennt, sondern mit meinem weiblichen und künstlerischen Blick dies zu brechen und neue Bilder des Hügels, des Vermessungswesens, der Forschung zu schaffen und dadurch neue weibliche Blicke in derz Fotografie und Performance zu säen. Reich daran sei der Leeberg!
HIT HOME (2012)
Meine Ausgangsbasis war eine Recherche zum Mainstream Phänomen Youporn, herauszufinden wie dieses Medium sich bedient, wie viele Filme hochgeladen werden. Es ist die Masse, die mich beschäftigt, mich überwältigt und oft hilflos zurück lässt. Es drängen sich Fragestellungen auf wie etwa wie wird mit dieser Akkumulation umgegangen, wie wird versucht dieser „Herr“ zu werden. Es ist ein System von Kategorien und Schlagwörtern, mit denen kategorisiert wird, sortiert, aber auch fällt schnell auf, dass sich einzelnen Filme wiederfinden in verschiedenen Kategorien, dass das System nicht eindeutig zuordnen kann und vieles verschwimmt. Youporn entspricht der Normierungen von Körpern und Geschlechtern, die auch in der Gesellschaft wiederzufinden ist. Die Dichotomie der Geschlechter wird offenbar, das meiste Material in Youporn ist einfach sehr heteronorm. Vom Pornofilm an sich hat sich Youporn schon weiter bewegt, es werden keine Szenerien oder Handlungsstränge benötigt, sondern es werden explizit die Sexszenen und Geschlechtsorgane hervorgehoben, in Details und Oberflächen.
Ich wollte die Masse verdeutlichen, auch den Verlust über Überblick und das sich stetig Wiederholende, das einem oft ermüdet zurück lässt, wie können Kategorien und Normierungen wieder aufgelöst werden. Es wurden mehrere Screenshots genommen von den Anfangsstills eines Videos in jeder Kategorie die Youporn zu bieten hat (im gleichen Verhältnis) und diese zusammengefügt zu einem größeren Bild eines gedehnten Anus.
Der Blick des Betrachters schweift ähnlich Youporn in die Tiefe der Dinge, doch letztlich als gesamtes Bild gesehen taucht der Anus auf, der laut Beatriz Preciado als eines der Geschlecht angenommen werden kann um die sexuelle Ladung von Vagina und Penis weg zu zentrieren – und es ist nicht der Blick des Betrachters, der diesen Anus penetriert, es ist sind die Medien an sich.
PER / MUTATION (2007)
Unter einer Permutation (von lateinisch permutare ‚(ver)tauschen‘) versteht man die Veränderung der Anordnung einer Menge durch Vertauschen ihrer Elemente.
Eine Mutation kann negative, positive oder auch keine (stille Mutation) Auswirkung auf die Merkmale des Organismus (Phänotyp) haben. Mutationen können spontan auftreten oder durch äußere Einflüsse verursacht werden.
Hier wurde auf einer mehrstündigen Reise fotografiert, die Veränderungen führte die Kamera herbei oder zusätzlich die Fotografin. Offen bleibt was wann wie geschehen ist.
TURMBAU ZU BABEL (2008)
Als Photomosaik gestaltetes Plakat, sich zusammensetzend aus verschiedenen Blickwinkeln auf den Wiener Gefechtsturm im Augarten. Es zeigt die oft vergessenen Überbleibsel eines Krieges, die Relikte, die sich die Städte gerne aufheben und derer man nicht loslassen will. Monumente eines anderen Seins, sich nicht aufdrängend, sondern langsam verblassend und verfallen, dem Lauf der Zeit preisgegeben.
GRAVING FOR DESIRE (2009)
Flugsand der Stunden. Leise fortwährende Schwindung
auch noch des glücklich gesegneten Baus.
Leben weht immer. Schon ragen ohne Verbindung
die nicht mehr tragenden Säulen heraus.
Aber Verfall: ist er trauriger als der Fontäne
Rückkehr zum Spiegel, den sie mit Schimmer bestaubt?
Halten wir uns dem Wandel zwischen die Zähne,
daß er uns völlig begreift in sein schauendes Haupt.
@ Vergänglichkeit, Rainer Maria Rilke
various PHOTOS
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